Die Kultur von Pinguicula (Fettkraut)


Sie haben soeben zum ersten Mal einen solchen Exot bestellt und sind nun auf der Suche nach hilfreichen Informationen? Oder sind Sie schon im Besitz von Pinguicula  aber es gibt manchmal noch Schwierigkeiten in der Kultur? Kein Problem, mit unseren Tipps werden Sie ruckzuck zum Fettkraut Experten!

Bei der Pflege dieser fleischfressenden Pflanzen muss zunächst immer berücksichtigt werden, aus welcher Klimazone die jeweilige Art stammt. Unterschieden wird dabei hauptsächlich zwischen Pinguicula aus tropischen Gebieten, die sich überwiegend in Mexiko befinden und Arten aus temperierten Gebieten (winterharte Arten), z.B. Europa.

Winterharte Pinguicula:

Pinguicula kaufen
Fettkraut (Pinguicula grandiflora)

Als temperierte Regionen werden Klimazonen bezeichnet, in denen die Sommermonate warm, mit Temperaturen über 20°C und die Wintermonate kühl, mit Temperaturen oft unter 0°C, sind.
Pinguicula aus diesen Gebieten benötigen auch in der heimischen Kultur entsprechende warme und kühle Temperaturen je nach Jahreszeit. Eine Kultur im Freiland (Moorbeet, Teichrand) ist bei vielen europäischen Arten problemlos möglich und oft sogar die beste Wahl. Natürlich muss hierbei aber auf den richtigen Standort im Garten und das passende Substrat je nach Art geachtet werden!

Europäische Arten vom Fettkraut haben keine besonderen Ansprüche an die Lichtverhältnisse. Bei einem Standort im Freien ist ein halbschattiger bis schattiger Standort aufgrund der Wärmeentwicklung im Sommer zu bevorzugen. Da die Pflanzen oft aus höheren Gebiergslagen stammen, bevorzugen sie eher milde Temperaturen. Besonders bei der Topfkultur sollte daher besonders auf die Substrattemperatur geachtet und im Sommer beschattet werden. Ein warmes Wurzelwerk begünstigt die Bildung von Wurzelfäule (Pythium) und führt bei nahezu jedem Fettkraut aus temperierten Gebieten zum raschen Tod.

 

In den Wachstumsperioden möchten diese Karnivoren stets sehr feucht bis nass stehen. 

Als Substrat eignet sich für temperierte Arten meist eine Mischung auf Weißtorfbasis, die mit deutlichem Anteil mineralsicher Bestandteile (Vermiculite, Dolomitplitt, Perlite, Sand) aufgelockert wird. Auch torffreie Substrate sind sehr gut möglich und können durch eine bessere Durchlüftung einen Pythiumbefall erschweren.

Allgemein sind winterharte Pinguicula nicht so sehr an saure Böden angepasst, wie z.B. Dionaea oder Sarracenia.

Häufige Habitate sind nährstoffarme Kalkmagerasen, Kalksteinfelsen oder Niedermoore.

 

Die meisten temperierten Pinguicula ziehen sich zum Herbst hin in eine kompakte Überwinterungszwiebel (Hibernakulum) zurück und treiben erst im Frühjahr wieder aus. In dieser Ruheperiode bilden die meisten Arten an der Mutterzwiebel zahlreiche Tochterzwiebeln aus, sogenannte Brutknospen. Diese dienen der vegetativen Vermehrung der Pflanze und können im Frühjahr vorsichtig abgetrennt und umgepflanzt werden. Auch die Wurzeln verlieren diese fleischfressenden Pflanzen zum Winter (mit Ausnahme von Pinguicula alpina) und können dann leicht umgesetzt oder pikiert werden.

Sobald das Fettkraut in sein Hibernakulum eingezogen ist, benötigt es einen dauerhaft kühlen Winter mit Temperaturen möglichst unter 5°C. Bei anhaltend höheren Temperaturen drohen die Winterzwiebeln zu früh auszutreiben und sind dann besonders empfindlich gegenüber Fäulnispilzen (z.B. Botrytis).

Hilfreich ist es, das Substrat in dieser Zeit trockener zu halten und so die Fäulnisgefahr zu reduzieren. Auch viel Licht und Frischluft sind hierbei hilfreich.

Eine weitere Möglichkeit der Überwinterung ist die Aufbewahrung der Hibernakel im Kühlschrank. Hierfür sollten die Zwiebeln zuvor sorgfältig von Substratresten gereinigt werden, luftdicht verpackt und "quetschsicher" im Kühlschrank gelagert werden.

Da auch hier die Gefahr von Fäulnis besteht, alle paar Tage nach den Zwiebeln schauen oder sogar mit einem geeigneten Fungizid prophylaktisch behandeln.

Tipp:  

Die "Kühlschrankmethode" bietet Ihnen die Möglichkeit die Blühphase zu timen. Pflanzen Sie die Zwiebeln im wöchentlichen Abstand wieder in Substrat. So blühen winterharte Pinguicula zeitversetzt über viele Wochen hinweg!

Bei Beachtung dieser Punkte, sollte die Pflege von Pinguicula aus temperierten Gebieten jedem gelingen!

Das tropische Fettkraut...

fettkraut kaufen Pinguicula
Fettkraut (Pinguicula heterophylla)

Auch wenn der Begriff tropisch eher ganzjährig warm und feuchte Gebiete vermuten lässt, handelt es sich im Zusammenhang mit Pinguicula doch meist um Arten aus dem mexikanischen Hochland.

Diese Karnivoren eignen sich übrigens bersonders gut für eine Kultur auf der Fensterbank, da sie im Vergleich zu anderen fleischfressenden Pflanzen eher wenig Licht benötigen!

 

Viele Arten vom Fettkraut sind heterophyll, die Pflanzen bilden also je nach Jahreszeit unterschiedliche Arten von Blättern aus. Im warmen, feuchten Sommer werden große, klebende Fangblätter ausgebildet. Im trockenen, kühleren Winter dagegen bilden die Pflanzen Rosetten aus nichtcarnivoren, sukkulenten Winterblättern.

Tipp:  

Vermehren Sie ihre mexikanischen Pinguicula im Winter ganz einfach selber! Zupfen Sie vorsichtig ein paar der sukkulenten Winterblätter ab und legen diese direkt neben die Pflanze auf (!) das Substrat. Nach ca. 2-4 Wochen bilden sich an der Blattbasis neue Pflänzchen, die dann ins Substrat gesteckt und wie die Mutterpflanze behandelt werden können.

Der wichtige Faktor Wasser!

Die Bewässerung unterscheidet sich ebenso je nach Jahreszeit. In den warmen Sommermonaten sollten die Pflanzen stets feucht (aber nicht nass!) gehalten werden.

In den kühlen Wintermonaten sollte die Bewässerung dagegen je nach Art nahezu komplett eingestellt werden, da die Pflanzenwurzeln sonst rasch faulen und damit zum Tod der Pflanze führen können. Insbesondere Pinguicula mit Winterzwiebel

(z.B. Pinguicula heterophylla oder Pinguicula medusina) mögen in ihrem Winterstadium ein besonders trockenes Substrat. In dieser Zeit erinnert ein mexikanisches Fettkraut eher an eine gewöhnliche Sukkulente als an eine fleischfressende Pflanze.
Im Gegensatz zu temperierten Arten, nutzen wir für die Kultur tropischer Arten ausschließlich rein mineralisches Substrat ohne Torf. Wir verwenden für alle Arten eine Mischung aus Vermiculite, Bims, Flusssand und Dolomitsplitt.
Sicher sind auch andere Substratmischungen möglich, wir fahren mit genannter Mischung aber bei allen tropischen Arten sehr gut. Durch den Verzicht auf Torf wird die Wiederaufnahme der Bewässerung im Frühjahr deutlich verbessert. Stark ausgetrockneter Torf hingegen ist nach der Winterperiode nur schwierig wieder zu befeuchten  und das Substrat "verbackt" sehr.

Zudem wird die Gefahr von Wurzelfäule durch das Abhandensein organischer Bestandteile im Substrat reduziert.
Im Sommer sollten tropische Arten halbschattig bis schattig stehen. Direkte Sonne sollte vermieden werden, da sich dabei das Substrat schnell zu stark erhitzt und die Pflanzen nicht wirklich gedeihen und sogar eingehen können. Lufttemperaturen bis 30°C sind ok, idealerweise sollten aber 25 °C nicht dauerhaft überschritten werden.

Wie erwähnt, stammen mexikanische Pinguicula aus den Hochlandregionen, in denen auch in den Sommermonaten ein eher mildes Klima herrscht.

Winter in Mexiko?

Im Winter sollten die Pflanzen möglichst hell stehen, nutzen Sie idealerweise eine Zusatzbeleuchtung. Wir verwenden effiziente Power LED Leisten.  Auch eine Beleuchtung mit Leuchtstoffröhren ist möglich. Spezielle "Pflanzenlampen" sind nicht nötig und kosten meist unnötig viel Geld.

Viele Arten blühen nur aus ihrer Winterrosette und benötigen dementsprechend gute Lichtverhältnisse im Winter! Dazu zählen z.B. Pinguicula gracilis, Pinguicula rotundiflora oder Pinguicula debbertiana.

Um die Winterphase unter Kunstlicht einzuleiten, muss die Beleuchtungsdauer auf ca. 9 Stunden pro Tag reduziert werden. Hierbei ist es wichtig diese Reduktion schrittweise über mehrere Wochen zu vollziehen, damit die Pflanzen ihren Wachstumszyklus entsprechend anpassen können.

 

Als Temperaturbereich sollten dann nur noch 12-18°C angepeilt werden, um das Klima im Habitat bestmöglich nachzuahmen. Auch die Bewässerung muss schrittweise reduziert und nahezu komplett gestoppt werden. Die Pflanzen bilden ihre sukkulenten Winterblätter, um sich an eben diese Umgebungsbedingungen bestmöglich anzupassen. Lediglich in der Blühphase sollten die Pflanzen regelmäßige leichte Wassergaben erhalten.

Mit steigenden Temperaturen im Frühling, können die Pflanzen wieder langsam feuchter gehalten werden und auch die Beleuchtungsdauer muss wieder äquivalent erhöht werden.


Beachtet man diese Punkte, gelingt die Kultur aller tropischen Pinguicula, die wir anbieten, wirklich jedem!